Freitag, 19. Mai 2006

FSAE Detroit, stürmischer erster Tag (17.5.2006)

Heute ist es soweit: Der erste Tag des Rennens in Detroit hat begonnen. Nervosität und Anspannung machen sich breit, die Stimmung im Team ist gereizt. Wir stehen wieder früh auf, denn wir müssen ab morgens früh schon bei Mahle arbeiten, um dem Wagen noch den letzten Schliff zu verpassen, denn schon um 11.00 Uhr müssen wir von Mahle in Novi, Michigan, den Weg über 60 Meilen nach Romeo, Michigan, zum Ford Michigan Proving Ground (MPG), dem Testgelände von Ford, antreten. Dort werden wir in den kommenden Tagen viel Zeit verbringen.

Also gehen wir schnell an die Tat und treffen die letzten Vorbereitungen, laden unser gesamtes Werkzeug, die Ersatzteile und den Wagen ein und machen uns auf den Weg zum MPG. Lloyd, der Mahle-Mitarbeiter, der auch unser Auto aus Chicago abgeholt hat, fährt unser Zeug und den Wagen mit dem riesigen Trailer dorthin, wir fahren mit unseren Mietwagen hinterher. Da nur zwei Wagen Zugang zum Gelände haben, begeben wir uns aus
den anderen beiden Wagen in Lloyds Pickup; die, die nicht vorne hineinpassen, setzen sich einfach hinten auf die Ladefläche. Das wird jedoch sofort von den dortigen Mitarbeitern unterbunden, und wir quetschen uns dann einfach mit acht Leuten in den Pickup, äußerst komfortabel, aber wohl nur den Schiffen möglich, die die Amerikaner Automobil nennen, drei Leute vorne, fünf hinten.

Nach einstündigem Warten auf Zuweisung des Stellplatzes und auf eine Eskorte, die uns dorthin begleitet (niemand darf sich ohne Eskorte außerhalb des Eingangsbereiches des MPG und der Teambereiche aufhalten, geht es los und wir schlagen unsere Zelte dort auf. Schnell wird alles ausgepackt und der Wagen fertig für die technische Inspektion gemacht, die als aller erstes auf dem Plan steht. Ohne die technische Inspektion passiert rein gar nichts, da darf der Wagen nicht einmal angelassen werden. Also stellen wir uns an, und da wir uns bereits am gestrigen Tag registriert haben, sind wir auch recht vorne in der Schlange,
die nur wenige Minuten später immer länger und länger wird.

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Da nur vier Leute bei der Inspektion dabei sein dürfen, bleibe ich mit einigen anderen am Trailer, unterhalte mich mit den anderen, mit Lloyd, und mit einigen Leuten von den anderen Teams, während die anderen noch in der Schlange stehen.

Ein kurzer Abstecker aufs Klo steht an, da kann man doch direkt mal die lokalen Örtlichkeiten begutachten. Diese sind schnell gefunden, ein Haufen Dixieklos, nicht weit von unserem Standort. Zusammen mit den blauen Bändchen, die wir gestern abend bei der Registrierung bekommen haben und bis zum Ende des Events (also bis Samstag!) tragen müssen, kommt fast schon Festival-Feeling auf, irgendwie fehlt nur die gute Musik. Schnell stelle ich fest, dass ich mich in den nächsten Tagen auf die nötigsten Toilettengänge beschränken werde, denn viel Spaß macht das da wirklich nicht.

Auf dem Weg von den Örtlichkeiten zurück zum Auto wird nochmal die gegenüberliegende Freßbude abgechekt, deren Mitarbeiterinnen zwar freundlich sind, das Essen jedoch nicht besonders gut und wuchermäßig teuer. Außerdem gibt es heute fast nur Burger, und die können wir nun wirklich nicht mehr sehen.

Zurück an unserer "Kommandozentrale" informiere ich mich kurz, wie der Stand bei der technischen Inspektion ist, die Leute stehen immer noch in der Schlange.

Neben uns hat eine Gruppe Studenten aus Puerto Rico ihre Zelte aufgeschlagen, bzw. auch nicht, denn die haben weder einen Trailer, noch einen Laster, noch ein Zelt, lediglich eine sehr kleine Kiste, aus der sie irgendwie die Einzelteile ihres Wagens herausfummeln. Schon kurz darauf beginnen sie fleißig mit der Montage.

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Nun kommt langsam etwas Spannung auf, eine Durchsage warnt vor stürmischem Wetter innerhalb der nächsten Stunde und bittet die Anwesenden Zelte etc. rechtzeitig abzubauen oder zu fixieren. Noch ist der Himmel an diesem sonnigen Mittwoch aber fast wolkenfrei und blau, weit und breit kein drohendes Unheil zu sehen, also wird die Warnung kurzerhand erst einmal ignoriert. Lieber unterhalte ich mich noch etwas mit Lloyd, der heute den ganzen Tag bei uns verbringt. Er erzählt uns etwas über seine Mitgliedschaft im lokalen Waffenclub, von seinen 30 Waffen, darunter welche vom Typ M16, AK-47 und G3. Nein, die zu besorgen sei in Michigan kein Problem, versichert er uns, völlig legal ist das möglich, lediglich eine kurze Eignungsprüfung und ein Schusswaffentest sind erforderlich, schon kann man in den
nächsten Laden gehen und sich eine solche Wumme zulegen. Desweiteren erzählt es noch von seinen Eltern, die im 1200 Meilen entfernten North Dakota eine Schweinefarm haben, und deren nächster Nachbar 1,5 Meilen weit weg ist.

Inzwischen nimmt die Kommunikation über unsere mitgebrachten Walkie-Talkies, die inzwischen wirklich Gold wert sind, stetig zu. Die Jungs stehen nun bei der Inspektion, und fordern hier und da Teile und Werkzeug an. Bislang gibt es keinen Grund für Beanstandungen.

Wieder ertönt der Lautsprecher, es gibt eine weitere Sturmwarnung, sowie eine Tornadowarnung (ja, Tornado!!!), alle Zelte müssen abgebaut werden. Schon wenige Minuten später wird es richtig stürmisch, und es tritt eine gewisse Verwirrung ein. Wir beginnen unseren Kram in den Trailer zu packen, der zum Glück für den gesamten Kram genügend Platz bietet und bauen unser Zelt ab. Der Sturm nimmt stetig zu. Wir versuchen herauszubekommen, was mit unserem Wagen geschieht, der darf vorerst im Gebäude bei der Inspektion bleiben.

Inzwischen kommen immer wieder Leute vom Event vorbei, die uns auffordern, alles zu zumachen und uns in das Gebäude der Inspektion zu bewegen, alle Leute müssen in die befestigten Gebäude.

Von den Jungs aus Puerto Rico neben uns keine Spur! Deren Auto steht dort von einer leichten Plane bedeckt, die sich schon unter dem Wind stark aufbeult, und deren Werkzeug liegt dort auch noch herum. Nach Rücksprache mit den Organisatoren gewähren wir deren Wagen und Werkzeug Obdach und laden das alles in unseren Trailer, und machen uns nun schleunigst auf den Weg ins Gebäude, denn der Sturm ist inzwischen richtig stark geworden, vereinzelt sind schon Zelte umgefallen oder abgehoben, die nicht rechtzeitig abgebaut
worden waren.

Dort angekommen, ist die technische Inspektion noch in vollem Gange, auch wenn inzwischen Hunderte von Menschen sich in den Gebäuden aufhalten. Schon jetzt ist klar: Wir werden unser Auto in jedem Fall noch einmal vorführen müssen, einige Änderungen müssen doch noch vorgenommen werden. Da uns Teile fehlen, werden wir dies erst morgen früh machen können, also wird das definitiv eine kurze Nacht werden. Jetzt warten wir eigentlich nur noch darauf, das Gebäude wieder verlassen zu können, was wenige Minuten später auch der Fall ist, weil der Sturm abgeflaut hat, von einem Tornado war nichts zu sehen, aber aufregend war es trotzdem. :-)

Nun sind nur noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen, nichts Spannendes und gegen 20 Uhr verlassen wir das Gelände. Ein Teil fährt direkt ins Hotel, wir fahren mit zwei Autos in den nächsten Baumarkt, dessen Adresse Eva sich kurzerhand von den Organisatoren hat geben lassen und besorgen dort noch das notwendige Zeug für die Nachbesserungen. Danach geht es ab zu Pizza Hut und auf ins Hotel, wo wir um kurz vor 12 Uhr erst ankommen und es mich nach ein paar E-Mails direkt ins Bett verschlägt, denn
um 4.10 Uhr ist wieder Aufstehen angesagt, denn um 6.30 Uhr wollen wir wieder am MPG sein und das sind vom Hotel aus etwa 60 Meilen, je nach Verkehr also eine Stunde Fahrt oder mehr.

Müde Grüße,
Euer Marco

PS: Ich hänge immer noch einen Tag hinterher mit dem Schreiben, eigentlich ist ja schon der 18.5. und heute ist auch viel Interessantes passiert. Mehr dazu morgen, vielleicht kann ich den einen Tag Rückstand dann ja aufholen.

G'day, Officer (16.5.2006)

Nach unserer späten Ankunft am gestrigen Abend, alle anderen waren bereits im Bett, genehmige ich mir erst einmal ein wenig mehr Schlaf und stehe erst um 10.00 Uhr auf. Schnell in die Dusche gehüpft und fertig gemacht, da fängt der Tag schon an: Ein kurzes Teamtreffen mit Lagebesprechung, und alle ab an die Arbeit, ohne Frühstück. Um 13.00 Uhr müssen wir bei Mahle in Novi sein, denn der Wagen soll gegen 12.00 Uhr da sein.

Freundlicherweise bekommen wir von Mahle einen Konferenzraum zur Verfügung gestellt, wo wir alle genügend Platz finden, uns mit Kind und Kegel und Laptop häuslich einrichten können und das weitere Vorgehen besprechen können. Der EAC03 ist inzwischen angekommen, zusammen mit dem gesamten anderen Zeug. Für den späten Nachmittag ist noch eine Testfahrt an der ehemaligen Uni von Mike, einem der Mitarbeiter von Mahle. Dort soll sogar freundlicherweise eine Teststrecke für uns hergerichtet werden.

Wir schrauben also den ganzen Tag an dem Wagen herum, machen uns mit den Mitarbeitern von Mahle bekannt, die äußerst bemüht sind und uns helfen, wo sie nur können. Insbesondere Mike und Lloyd stehen uns mit Rat und Tat zur Seite.

Nach einigen kleineren Problemen, die schnell behoben sind, machen wir uns auf dem Weg zur Lawrence Technical University, wo wir von deren FSAE-Team schon empfangen werden, die uns tatsächlich schon einen Rennparcour für den letzten Shake Down aufgebaut haben. Wir haben dort ein paar Runden gedreht und uns nett mit den Jungs von der Lawrence unterhalten.

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Doch dann ereignet sich das Highlight des Tages: Ein Polizist der Southfield Police, genauer des Southfield Special Entry and Response Team (S.E.R.T.), einer Spezialeinheit der Polizei,
bereits etwas in die Jahre gekommen und kurz vor dem Ruhestand kam vorbei. Anscheinend haben wir mit unserem lärmenden Gefährt doch für Aufregung gesorgt, da sich inzwischen auch weitere Zuschauer sammeln.

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Doch der nette Officer ist äußerst cool drauf und vereint in sich alle Cliches, die man einem
amerikanischen Police Officer haben kann, große Klappe, Waffennarr etc., dabei aber äußerst sympathisch.Er erzählt uns von seinem Job in der Beweissicherung und zeigt uns seine Waffen, darunter auch ein M16-Sturmgewehr, das er stolz präsentiert.

Danach habe ich noch die einmalige Gelegenheit, mit einem Kollegen von ihm zu telefonieren, der fünf Jahre in Deutschland gewesen war und ihm auch einige deutsche Sätze und Sprüche beigebracht hat, darunter solche Klassiker wie "Hände hoch, Hosen runter!"

Nachdem wir noch Southfield-Police-Anstecker eingesackt haben, machen wir uns auf den Weg zurück zu Mahle, wo wir auch schon wieder erwartet werden, weil es nun Richtung Anmeldung für das Rennen geht, in einem Hotel eine gute Autostunde entfernt. Zum Glück ist es dort nicht mehr besonders voll, und wir haben uns die Registrierung am nächsten Tag gespart.

Danach noch kurz was zu Essen einschmeissen und dann gehts auch schon ab ins Bett, morgen gehts früh raus, denn wir haben noch einiges am Auto zu tun und wollen gegen 7.00 Uhr bei Mahle aufschlagen, ein Teil der Leute sogar schon um 6.00 Uhr.

In diesem Sinne,
Euer Marco

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